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Menschenopfer für JAHWE?

Es klingt unglaublich, doch es stimmt wirklich: In der Bibel gibt es Menschenopfer! Was hat es damit auf sich?

 

In vielen antiken Kulturen gab es Menschenopfer. Am bekanntesten sind vielleicht diejenigen der Azteken. So eine Praxis konnte mitunter groteske Züge annehmen. So galt es im Mexiko der Azteken etwa als besonders große Ehre, wenn man dem Sonnengott Witzilopochtli geopfert wurde.

 

Auch aus den alten Kulturen Europas und des Vorderen Orients gibt es mehrere Berichte über Menschenopfer. Doch im Einzelfall ist es nicht immer leicht zu entscheiden, ob hinter diesen Berichten auch reale Tatsachen standen. Denn oft stammen sie aus viel späteren Zeit als worüber sie berichten oder sie sind tendenziös und wollen fremde Völker in einem negativen – barbarischen – Licht darstellen.

 

Aus diesem Grund sollte man sich nicht nur auf Texte verlassen, sondern sich auch auf die Suche nach archäologischen Indizien machen. Und da wird man vor allem an einer Stelle fündig: In der punischen Hafenstadt Karthago hat man große Ansammlungen von Kinderknochen gefunden, die auf Opferungen von Kindern hindeuten könnten. Doch auch hier ist die Interpretation schwierig. Sind das wirklich die Überreste von Menschenopfern oder doch eher Friedhöfe für Kinder, die eines natürlichen Todes gestorben sind?

 

Im Mutterland der Karthager, Phönizien im heutigen Libanon, finden sich seltsamerweise keine archäologischen Spuren für Menschenopfer. Und das gleiche gilt auch für Israel, das nur wenig südlich liegt.

 

Aber: Die Bibel erzählt an einigen Stellen von Menschenopfer. Dabei werden mindestens drei konkrete Gegebenheiten benannt. Die bekannteste Geschichte ist die von Abraham und seinem Sohn Isaak. Gott gibt Abraham einen grausamen Befehl: „Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du lieb hast, und opfere ihn zum Brandopfer!“ Was Abraham nicht weiß: Mit dieser Aufforderung will Gott nur Abrahams Glaubenstreue prüfen. Und der besteht den Test: Er legt seinen Sohn Isaak auf den Opferaltar und zückt schon das Messer, um ihn zu schlachten. In diesem Moment hört er eine Stimme aus dem Himmel rufen: „Lege deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts; denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest.“ Daraufhin findet Abraham einen Widder, den er anstelle von Isaak opfern kann.

 

Was meint ihr? Wie lässt sich diese heftige Geschichte mit der Vorstellung vom lieben Gott vereinbaren? Schreibt mir eure Meinung in die Kommentare!

 

Eine andere Geschichte ist weniger bekannt. Sie geht um einen Mann namens Jeftah. Jeftah war einer der sogenannten Richter. Das waren charismatische Führergestalten in Israel, bevor es einen König gab. Als die Israeliten einmal im Krieg gegen ihre östlichen Nachbarn, die Ammoniter waren, leistete Jeftah einen folgenreichen Schwur: Jahwe, wenn du die Ammoniter in meine Hand gibst, werde ich dir das erste zum Brandopfer darbringen, das aus meiner Haustür tritt, wenn ich Heim kehre! Jahwe nimmt den Schwur an und Israel besiegt die Ammoniter. Doch als Jeftah nach Hause kommt, ist es seine Tochter, sein einziges Kind, die ihm jubelnd entgegentritt. Jeftah ist tief betrübt aber hält sich an seinen Schwur und auch seine Tochter willigt heldenhaft ein, sodass sie zum Brandopfer für Jahwe dargebracht wird.

Die dritte biblische Geschichte, in der ein Menschenopfer vorkommt, spielt ca. im 9. Jh. v. Chr. Auch damals war es ein Krieg, der im Hintergrund der Ereignisse stand. Diesmal kämpfte Israel gegen die südlichen Nachbarn der Ammoniter, die sogenannten Moabiter, die östlich vom Toten Meer lebten. Der König der Moabiter hieß Mescha. Im aussichtslosen Kampf sieht Mescha nur noch eine Möglichkeit, das Blatt zu wenden. Er opfert seinen erstgeborenen Sohn dem Gott Kemosch. Diese Maßnahme hat offenbar Erfolg, denn es heißt, dass die Israeliten daraufhin den Rückzug antreten.

 

Den König Mescha kennen wir übrigens noch aus einer außerbiblischen Quelle. 1868 wurde im heutigen Jordanien die weltberühmte Mescha-Stele gefunden. Auf diesem Gedenkstein ist eine Inschrift angebracht, in der sich König Mescha rühmt, sein Volk aus der Abhängigkeit von Israel befreit zu haben. Die Mescha-Stele ist deshalb so wichtig, weil sie nach Meinung einiger Forscher der älteste außerbiblische Beleg für eine davidische Königsdynastie in Israel ist.

 

Doch zurück zu den Mesnchenopfern: An einigen Stellen im Alten Testament wird ein Gott namens Moloch erwähnt. Manche  Stellen erwecken den Eindruck, dass diesem Gott Kinder geopfert wurden. Im Zusammenhang mit Moloch ist davon die Rede, seine Söhne und Töchter „durchs Feuer gehen zu lassen“. Doch ist dabei wirklich an Brandopfer gedacht? Manche Forscher deuten das Durchs-Feuer-Gehen auch als Initiationsritus, bei dem es keineswegs darum ging, dass Kinder geopfert wurden. Was klingt eurer Meinung nach plausibler?

 

So oder so, Moloch war in den Augen frommer Israeliten ein Götze und sein Kult galt als widerlich. Doch es gibt sogar ein paar Stellen, wo Jahwe selbst, der Gott der Israeliten, Menschenopfer zu fordern scheint, und zwar abgesehen von Abraham und Jeftah. Begründet wird das damit, dass jede Erstgeburt – ob Mensch oder Vieh – dem Gott zustehe und zwar in Form eines Opfers. Zwar heißt es, dass die menschliche Ersstgeburt durch ein Tier ausgelöst werden soll. Aber war das schon immer so? Oder gab es vielleicht eine Zeit, in der wirklich Menschenopfer für Jahwe dargebracht wurden? Beim Propheten Ezechiel heißt es, dass Jahwe selbst Gebote erlassen habe, die nicht gut waren, und auch er forderte, dass die Erstgeborenen durchs Feuer gehen. Und auch beim Propheten Micha wird die Möglichkeit diskutiert, ob man durch ein Opfer seines Erstgeborenen Jahwes Gunst erwirken könnte.

Micha lehnt diese Logik ab und ist damit auf einer Linie mit den meisten Theologen im Alten Israel: Dienst an Jahwe und Menschenopfer passen nicht zusammen. Und selbst wenn es Menschenopfer für andere Götter, v. a. für Moloch gab, so war damit seit der Kultreform des Königs Josia im 7. Jh. v. Chr. Schluss. Nach biblischer Darstellung hat Josia den Molochkult und alle damit zusammenhängenden Riten abgeschafft. Zwar gibt es in der modernen Bibelforschung kritische Stimmen, die hinterfragen, ob es Josias Kultreform wirklich gegeben hat – doch das ist ein Thema für ein anderes Video.

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